Einzelausstellung:

 Klaus Dieckhoff - Formbalance

 in der Kunsthalle Schloss Seefeld, Vernissage 7. März 2010

 

 

Reihe Formwechsel

Die Reihe Formwechsel setzt auf leuchtende Farbe und freie Formulierung der Form. Die farbintensiven, meist monochromen Formteile arrangieren sich spontan und ohne Planung. Sie schweben auf einem farbneutralen, weiss-grauen Grund. Inhalte sind nicht vorgegeben, dennoch lassen sich mit Phantasie und Laune verschiedenste Ausprägungen erahnen.

Dr. Reinhard Spieler, Direktor des Hack-Museums in Ludwigshafen, schreibt dazu: „Dieckhoff setzt den Pinselstrich in all seinen Werken als sichtbares Gestaltungselement ein. Der Effekt ist ein Grundrhythmus, der alle seine Bilder (und analog dazu auch die Zeichnungen) durchzieht. […] Die locker gefügten grösseren Farbformen bilden so einen lebendigen Kontrast zum dicht gewebten Teppich der Pinselstriche. Diese Pinselstrukturen haben nicht nur eine rudimentäre Formqualität, sondern sind auch leicht pastos gesetzt, so dass auch die Farbe als Materie angesprochen wird und ein weiteres wichtiges Bildelement darstellt.“

 

Zeichnung

Meine Tuschzeichnungen sind Unikate. Druckgraphik mache ich nicht. Bei der Übertragung des Originals in eine Druckvorlage ginge viel von der erwünschten Spontaneität verloren. Ich arbeite mit Tusche und unterschiedlichen Werkzeugen auf Papier oder Karton.

Nach einem spontanen Zugriff auf die freie Fläche mit meist schwarzer Tusche ergeben sich formatprägende, kräftige Formen. Nun finde ich es reizvoll, das spontane Aussagepotential zu erweitern; diese konstruktiven Einbauten werden oft mit ausge­dünnter schwarzer Tusche und mit Pinseln, Bambusfedern, feiner Feder oder Ähnlichem ausgeführt. Es ist wichtig, den spontanen Ersteffekt der schwarzen Tusche nicht zu schmälern, die vorhandenen Formen nicht einzuengen und ihnen im Bild einen natürlichen Lebensraum zu belassen. Dieses gesamte Konstrukt, herausge­wachsen aus den verschiedensten Erlebnisformen, beinhaltet eine Aussage, die eigen ist und doch eine distanzierte Betrachtung möglich macht.

Reinhard Palmer: „Der Künstler verlässt sich im Werkprozess gänzlich auf seine Intuition, […] um sich ohne thematische Intention dem Tun allein hinzugeben und mit Akribie, in meditativer Versenkung freihändig Spuren schwarzer, bisweilen zu Grautönen verdünnter Tusche mit dem Pinsel aufs Papier zu setzen. Man ahnt einen zeremoniellen Vorgang, wie uns vor allem die Tradition der chinesischen Kalligra­phie überliefert. Doch während der chinesische Meister in Tausenden Wiederholun­gen der Idealform näher zu kommen trachtet, gibt es für Dieckhoff kein vorgege­benes Ziel. Es geht um ein unermüdliches Variieren, um ein Suchen nach immer neuen Möglich­keiten - letztendlich darum, in schöpferischer Bewegung zu bleiben.“

 

Reihe Balance

Die Reihe Balance ist neuesten Datums. Sie zeigt die Verbindung zweier gegensätzlicher Formgruppen im Bild. Prinzipiell sind zwei Grundformen erkennbar, Rechtecke und Kreisformen. Beide stehen in direktem Zusammenhang zum Bildformat. Die Kreisformen sind dem formatfüllenden Kreis entnommen, dabei bestimmt die kurze Seite des Bildformats den Durchmesser. Durch Zusammenschnitt der Kreisbögen ergibt sich ein Formgefüge, das mit den zugeordneten Rechtecken korrespondiert. Dabei sind die Rechtecke so platziert, dass gemeinsam mit den Kreisformen eine Formbalance entsteht.

Die Farbentwicklung ist frei von allen Vorgaben. Die Kreisformen haben eine monochrome Farbsprache. Die Rechtecke sind gegliedert durch schmale, farbige Streifen. Die Farben wirken in einer ungewohnten Zusammenstellung bisweilen aggressiv. Gewohnte harmonische Lösungen sind dadurch eher ausgeschlossen als angestrebt. Die Farbklänge sind lebendig und intensiv.

Dr. Reinhard Spieler: „In allen Werkserien geht es um zentrale Fragen der Bildpraxis, genauer: um die gestalterische Synthese aus verschiedenen Gegensatz­konstella­tionen. […] Und ganz undogmatisch, in aller Ungegenständlichkeit, erweisen sich Klaus Dieckhoffs Fragen der Bildpraxis mit ihren polaren Gegensätzen letztlich als zentrale Fragen der menschlichen Existenz, mit denen wir im Leben immer wieder konfrontiert sind.“